Velodrom Berlin: Original und Fälschung

Schön war’s auf der Fahrradschau am letzten Wochenende. Ich habe darüber auch auf SPIEGEL ONLINE berichtet. Eine tolle Idee war das Mini-Velodrom, das die Organisatoren erstmals 2012 aufgebaut hatten. Ich weiß nicht, ob ich mich da reintrauen würde. Man muss sehr konzentriert sein, ein Fahrfehler kann zum Sturz führen. Im schlimmsten Fall fliegt man raus aus der Schüssel auf den harten Beton.

Die Fotos (Copyright liegt bei mir) zeigen das Original beim Sechstagerennen Berlin 2013 und außerdem die Schüssel, die der Sieger des Rennens auf der Fahrradschau bekommen hat.

Sechstagerennen und Volleyball

Am letzten Wochenende habe ich mich als Sportfotograf versucht. Trotz ISO 4000 sind die meisten Bilder unscharf geworden, mir fehlen einfach noch ein paar Tausend Euro für lichtstarke Objektive. Aber ein paar Bilder sind zumindest halbwegs gelungen. Großen Spaß hatten wir beim Sechstagerennen im Berliner Velodrom. Das ist wie im Zirkus, nur dass die Artisten nicht am Trapez unterwegs sind, sondern auf dem Rad. Die machen einfach eine gute Show, animieren das Publikum freihändig zum Mitklatschen – und das Publikum am Familiensonntag fand’s super. Mir hat besonders gut das Antiquierte an der Veranstaltung gefallen. Diese seltsamen Motorräder beim Steherrennen, die komischen Bikes beim Derny und die altmodische VIP-Lounge im Innenraum. Berlin kann richtig sympathisch sein! Die Bilder ganz unten sind von zwei Spielen der BR Volleys. Dort gefällt es mir inzwischen auch ganz gut. Über manchen eingespielten Jingle muss man großzügig hinweghören – immerhin gewinnen die Volleyballer praktisch jedes Spiel. Das kenne ich von meinen favorisierten Fußballmannschaften anders.

Copyright Fotos: Holger Dambeck

Auflösung des Mathe-Fahrrad-Rätsels

Vor lauter Weihnachtsstress bin ich gar nicht dazu gekommen, die Lösung des letzten Rätsels zu posten. Rollt das Rad ein Stück nach vorn? Bleibt es auf der Stelle stehen? Oder rollt es rückwärts?

Nehmen wir einfach mal an, das Rad hat eine Übersetzung von 1:1. Das bedeutet: Bei einer vollständigen Kurbelumdrehung dreht sich das Hinterrad eine vollständige Runde. Wir schauen uns nun in einem Gedankenexperiment an, was passiert, wenn ich die Pedale um einen sehr kleinen Winkel x drehe. Dann dreht sich logischerweise auch das Hinterrad um diesen Winkel x – die Übersetzung ist ja 1:1. Weil der Radius des Hinterrades größer ist als die Pedallänge, legt das Hinterrad im Moment des Ziehens an dem Seil ein größeres Wegstück nach vorn zurück als die Pedalspitze nach hinten.

Das Seil müsste länger werden, damit das überhaupt möglich ist. Aber ich ziehe ja an dem Seil. Das bedeutet: Das Rad bleibt auf der Stelle stehen, ich kann es durch Ziehen am Seil nicht nach vorn bewegen.

Die Übersetzung eines Rades ist sogar in der Regel größer als 1:1, das Laufrad bewegt sich also in jedem Fall ein größeres Stück nach vorn als die Pedalspitze zurück. Rückwärts rollen kann es nicht, weil ich durch die Ziehbewegung ja eine (nur minimale) Bewegung der Räder nach vorn auslöse, die dann vom straffen Seil gestoppt wird. Deshalb bleibt das Rad auf der Stelle stehen.

Gestohlene Fahrräder online wiederfinden

Fast 1000 Fahrräder werden in Deutschland jeden Tag geklaut. Die Polizei kann aber nur etwa jeden zehnten Raddiebstahl aufklären. Dass heißt: Neun von zehn Rädern bleiben verschollen – und die Diebe unerkannt. Die Polizei kommt ansonsten bei Diebstählen übrigens auf eine Aufklärungsquote von 30 Prozent – Fahrräder liegen mit 10 Prozent deutlich unterm Schnitt (Statistik: ADFC).

Erstaunlicherweise sind die Aufklärungsquoten von Ort zu Ort sehr verschieden. Neubrandenburg kommt laut geld.de-Studie auf 51 Prozent, Magdeburg auf 29 Prozent und München auf 22 Prozent. Hingegen liegen Hamburg und Berlin nur bei 4 Prozent, Potsdam sogar nur bei 3 Prozent.

Wenn die Polizei uns nicht hilft, helfen wir uns selbst – so entstand die Idee, gestohlene Bikes via Internet zu suchen. Für einige Schlagzeilen hat kürzlich der Rostocker Anbieter fahrradjaeger.de gesorgt. Firmengründer Martin Jäger hat nach eigener Aussage in sechs Semestern bereits fünf Rennräder eingebüßt. Nun sammelt er gemeinsam mit zwei Mitstreitern Diebstahlmeldungen.

Geld verdienen will er mit Aufklebern, die Diebe abschrecken sollen. Sie kosten 5 bzw. 9 Euro. Die teurere Variante hat einen QR-Code. Weil es auch Apps für iOS und Android, kann man diese QR-Codes mit einem Handy direkt am Rad auslesen.  So man erfährt sofort, ob das Rad vor einem evtl. als gestohlen gemeldet ist. Radfahrer – so die Idee – sollen selbst Ausschau halten nach verdächtigen Rädern, die womöglich gestohlen sind und mit der App prüfen, ob dies der Fall ist.

Bildquelle: fahrradjaeger.de

Wer einen Aufkleber möchte, registriert sein Rad auf der Webseite. Man kann sein  Rad bei fahrradjaeger.de aber auch als gestohlen melden, wenn es vor dem Diebstahl nicht registriert war. Das kostet bislang auch nichts.

Ich habe bei einer kurzen Recherche noch mehrere ähnliche Anbieter entdeckt: fahrrad-gestohlen.de (knapp 900 gestohlene Räder in der Datenbank), Fahrrad-Fahndung (rund 220 Räder) und Fahrrad-Fundbüro (nur 9 Räder). Bei fahrradjaeger.de umfasst die Datenbank als geklaut gemeldeter Drahtesel nach meiner Zählung rund 680 Stück. Nimmt man alle vier Anbieter zusammen, kommt man also auf 1800 als gestohlen gemeldete Räder.

Das sind angesichts der mehr als 300.000 verschwundenen Bikes pro Jahr gerade mal 0,6 Prozent. Der Anteil dürfte in Wahrheit noch kleiner sein, weil ein Teil der online gesammelten Diebstähle nicht in 2012, sondern in die Vorjahre fällt. Statistisch gesehen sind die Chancen also nach wie vor deutlich größer, dass die Polizei das Rad wiederfindet – zumindest in den Städten, wo sie ernsthaft ermittelt.

Aber die Idee der Datenbank im Netz finde ich auf jeden Fall gut. Wenn nur genügend Leute mitmachen – warum nicht auch Fahrradhändler? – könnte das wirklich funktionieren und auch den Dieben den Wiederverkauf erschweren.

Zehnstellige Primzahlen gesucht

Ich habe ein neues Matherätsel für die Woche: Finden Sie alle zehnstelligen Primzahlen, die aus den Ziffern 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 gebildet werden und jede dieser Ziffern genau einmal enthalten.

Ich bin Ihnen noch die Auflösung der Kopfnuss aus der vorigen Woche schuldig – ein klassisches Logikrätsel. Es ging um zehn Kinder, denen man kleine farbige Zettel auf die Stirn geklebt hat, entweder gelbe oder rote. Die Kinder können die Farbe ihres eigenen Zettels selbst nicht erkennen und dürfen weder miteinander reden noch sich anderweitig austauschen. Der Spielleiter sagt ihnen: „Fünf von euch haben einen roten Zettel auf der Stirn. Alle mit rotem Zettel sollen sofort zu mir kommen.“ Wenige Sekunden später sind die fünf Kinder bei ihm. Wie haben sie das angestellt?

Die Lösung ist nicht allzu schwer. Die Kinder wissen, dass fünf von ihnen rote Zettel auf der Stirn haben. Ein Kind, dass nur vier andere Kinder mit einem roten Zettel sieht, weiß daher, dass es selbst einen roten Zettel haben muss und geht schnell zum Spielleiter.

Großer Spaß: Tweed Day Berlin 2012

Cycling with a little bit of style – nun schon zum zweiten Mal in Berlin. Und ich war dieses Jahr endlich auch dabei. Etwa 70, 80 Leute waren am Sonntagmittag zum Gendarmenmarkt gekommen, um dann über Mitte und Tiergarten nach Charlottenburg zu radeln. Keine Frage, der Tweed Run in London ist deutlich größer. Aber die Stimmung ist bei beiden Tweed-Rundfahrten ganz ähnlich. Gut gelaunte Menschen treffen sich, um gemeinsam durch eine Stadt zu rollen. Es hat großen Spaß gemacht – vielen Dank an die Organisatoren des Tweed Day Berlin! Am Schloss Charlottenburg war Tea Time, dann gab’s am Kudamm Gin – und am Ende wurden in einem Irish Pub Preise verteilt. Das Tempo war übrigens sehr gemütlich, mir eigentlich eine Spur zu langsam. Aber so hatten wir wenigstens genug Zeit, um einander kennenzulernen. Ich weiß seit heute, dass mir zum Fahrradnerd noch so einiges fehlt – unter anderem das eine oder andere Rad.

Fotos: Copyright Holger Dambeck

So parkt man in Malmö

Manchmal muss man das Offensichtliche noch mal extra deutlich zeigen – so wie in Malmö. In einer Straße im Zentrum habe ich diesen Fahrradabstellplatz entdeckt. Wo normalerweise ein Auto parkt, stehen nun bis zu acht Fahrräder. Solange genug Platz auf den Fußwegen zum Abstellen der Räder ist, muss man sowas natürlich nicht machen. Aber in Radmetropolen wie Kopenhagen oder dem gegenüberliegenden Malmö reicht der Raum oft einfach nicht.

Die anderen beiden Fotos zeigen eine Gratis-Tiefgarage für Velos in Amsterdam und eine Garage für Cargo-Bikes in Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt sind die dreirädrigen Christiania-Bikes und Niholas weit verbreitet und auch ein beliebtes Klauobjekt. Damit die sperrigen Transporträder nachts sicher stehen, hat die Stadt eine solche autoförmige Garage gebaut. Mikael Colville-Andersen hatte mich bei meinem  Kopenhagen-Besuch Anfang 2011 zu dem Mini-Parkhaus geführt. Er ist auf dem Foto rechts zu sehen.

 

Kopenhagen: Audi passt auf Fahrräder auf

In der Radmetropole Kopenhagen haben es Autohersteller nicht leicht. 35 Prozent aller Kopenhagener radeln ins Büro, die Steuer auf Neuwagen ist hoch, Parken extrem teuer. Oberklassemarken sieht man in Dänemark nur selten. Audi will das offenbar ändern und hat sich im Zentrum Kopenhagens bis zum Sonntag mit einer futuristischen Ausstellung präsentiert. Extra dafür wurde eine bewachter Fahrradparkplatz eröffnet. Würde es den in Berlin oder München auch geben? Ich glaube nicht.

In den drei Kugeln gab’s u.a. einen Werbefilm für Audi connect zu sehen, in dem der Audifahrer immer nur auf grüne Ampeln zugerollt ist, weil der Bordcomputer natürlich vorher wusste, wann diese auf Grün schalten und die Richtgeschwindigkeit entsprechend vorgegeben hat. So was gibt’s in Kopenhagen längst – aber für Radfahrer! Auf dem Radschnellweg vom Zentrum nach Albertslund stehen etwa 50 Meter vor Ampeln kleine Displays, die anzeigen, in wie vielen Sekunden die Ampel umschaltet. Wunderbar, wenn man ohne anzuhalten radeln kann.

Ein Wort zu meinem Anwalt – und das Dorf ist meins

Die Testfahrt mit dem Luxus-Reiserad von tout terrain hat mich auch zum Dorf Dambeck geführt. Es lag zwar nicht direkt auf dem Radweg Berlin–Kopenhagen. Aber wenn man schon mal seine alten Besitztümer in Augenschein nehmen kann, nimmt man auch Umwege in Kauf. Es gibt übrigens noch mehr Ortschaften mit dem Namen Dambeck – eine liegt bei Usedom. Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, wo ich mich dann gedenke niederzulassen…

Über das Fahrrad Silkroad von tout terrain haben meine Kollegen von SPON-TV letzte Woche auch ein Video gedreht. Ich habe mich auf dem Oberklasse-Reiserad sehr wohl gefühlt. Leider kostet das Bike aber auch so viel wie ein Gebrauchtwagen. Text und Film gibt’s in den kommenden Tagen auf SPIEGEL ONLINE zu sehen – im Ressort Reise.

Alle Radfahrer haben zugleich grün

Interessantes Video aus Groningen: An einer viel befahrenen Kreuzung schalten alle Radfahrerampeln zugleich auf Grün. So was kannte ich bislang nur aus Japan – allerdings für Fußgänger. Das Ganze sieht ziemlich gefährlich aus, aber die Holländer können im Unterschied zu manchen Berlinern wirklich Rad fahren. Sie haben ein Auge für die anderen – und so passiert nichts, zumindest in dem Video. All Directions Green (ADG) Groningen, The Netherlands